Mittwoch, 6, November 2024
19.5 C
Barcelona
13.6 C
Tokio
23.8 C
Hawaii
More

    Typisch Finnisch – Tyypillisesti suomalainen

    Unter den nordeuropäischen Ländern ist Finnland der Rebell, da es sich in vielen Punkten von seinen Nachbarn unterscheidet. So hat Finnland als einziges skandinavische Land den Euro eingeführt, besaß davor die Mark anstatt der Krone als Währung und wurde nie von einem König regiert. Auch kulturell ist das Land anders als Schweden, Norwegen und Dänemark, allein schon aufgrund seiner Sprache die ehr dem Estnischen und Ungarischen ähnelt.

    Land

    Obwohl Finnland seit dem Zweiten Weltkrieg als neutral gilt, schafft das Land im Norden Europas es jedes Jahr, seine Fläche zu vergrößern. Dafür sind weder Krieg noch die Annexion von umliegenden Gebieten nötig sondern einfach nur die Natur. Jedes Jahr gewinnt das Land rund sieben Quadratkilometer an Fläche dazu, da sich das Gelände am Bottnischen Meerbusen um rund einen Zentimeter erhebt. Finnland wird als „Land der tausend Seen“ bezeichnet was etwas untertrieben ist da es auf seinen knapp 340.000 Quadratkilometern ungefähr 188.000 Seen gibt. Der größte von ihnen ist der Saimaa im Südosten des Landes, der sich auf einer Fläche, fast dreimal so groß wie der Bodensee, erstreckt. 

    In Finnland gibt es viele Seen die für jeden freizugänglich sind

    In Finnland gilt das Jedermannsrecht, was besagt, dass die Natur jedem gehört und von jedem benutzt werden darf. So sind Zelten und das Entzünden von Lagerfeuern oder Ähnlichen überall erlaubt solange es gegen kein anderes Gesetzt zum Naturschutz verstößt. Die Jagd auf Tiere, die in Finnland grade auf Elche sehr beliebt ist, zählt nicht zu diesem Recht und wird gesondert geregelt. Im nordfinnischen Lappland gehören die Nordlichter zu einer beliebten Touristenattraktion. Von September bis März sind sie dort durchschnittlich in jeder zweiten, klaren Nacht zu sehen. Im Süden des Landes stehen die Chancen wesentlich schlechter, da die bunten Lichter da nur etwa in 10-20 Nächte erscheinen. Wem der finnische Winter zu kalt ist, bei dem die Sonne nur wenige Stunden am Tag scheint, besucht das Land im Sommer. Grade in Lappland lässt sich dann das Phänomen der Mitternachtssonne beobachten, wenn es auch Nachts noch taghell ist. 

    Die Nordlichter sind vor allem im Winter in Lappland gut sichtbar

    Leute

    Finnen gelten allgemein als wortkarg und verschlossen. Das liegt wohl daran, dass für sie jedes einzelne Wort von Bedeutung ist und sie deswegen nicht so viele haben die sie benutzen können. Unnötiges Gerede oder Small Talk ist für sie befremdlich, genau wie in Deutschland übliche Fragen wie „Hast du gut geschlafen?“. Finnen hören lieber zu als zu reden und haben auch kein Problem damit in absoluter Stille dazusitzen, was grade für Deutsche oft unangenehm wird. Grundsätzlich sind die Finnen aber sehr freundliche und hilfsbereite Menschen die auch kein Problem damit haben, sich auf Englisch zu unterhalten. Das Sprichwort „Willst du im Motorsport gewinnen engagiere einen Finnen“ trifft tatsächlich zu, da in Finnland alles hinters Steuer gesetzt wird das drüber schauen kann. An Wochenenden finden regelmäßig Amateurrennen statt an denen jede Altersklasse teilnehmen kann, vorausgesetzt man hat ein Auto. Hier steht der Spaß im Mittelpunkt, es geht nichts ums Gewinnen und erst recht nicht um Sponsoring. Ein wichtiges Wort, mit dem jeder Finne etwas anfangen kann ist „Sisu“ was als unübersetzbar gilt. Es handelt sich dabei um eine Charaktereigenschaft die angeblich nur die Finnen haben die den deutschen Wörtern „Kraft“ oder auch „Kampfgeist“ nah kommt.

    Sprache

    Finnisch zählt zu den am schwersten zu lernenden Sprachen der Welt, da sich die Grammatik von der anderer europäischen Sprachen stark unterscheidet. Einzig die Esten dürften wenig Probleme haben ihre Nachbarn auf der anderen Seite des Finnischen Meerbusens zu verstehen. Aber auch Ungarisch und die Sprachen der Sami im Norden Skandinaviens sind artverwandt. Finnisch zeichnet sich vor allem durch lange Wörter aus von denen viele nur mit einem ganzen Satz ins Deutsche übersetzt werden können. Eins davon ist kalsärikännit was so viel bedeutet wie „sich Zuhause allein in Unterwäsche betrinken“. Tatsächlich gibt es für den Konsum von Alkohol zu jeder Tageszeit ein eigenes Wort. Laut dem finnischen Stand-Up-Comedian Ismo Leikola ist das wichtigste Wort seiner Muttersprache Nonin was so viel wie „so“ oder „also“ bedeutete und je nach Betonung eine andere Bedeutung bekommt. Besonders wichtig im Finnischen ist die Aussprache da Wörter ganz leicht etwas völlig anderes heißen können. Das beste Beispiel dafür sind tuli (Feuer), tulli (Zoll) und tuuli (Wind), die im Deutschland völlig unterschiedlich klingen, im Finnischen aber schwer zu unterscheiden sind.

    Neben Finnisch ist auch Schwedisch anerkannte Amtssprache, obwohl es von nur etwa 5% der Bevölkerung als Muttersprache gesprochen wird. Die meisten von ihnen leben im Westen und Südwesten des Landes oder auf den Ålandinseln, auf denen Schwedisch einzige Sprache ist. Zu den bekanntesten Finnlandschweden gehören der Nationalheld Carla Gustav Emil Mannerheim und die Schriftstellerin Tove Jansson, die Erfinderin der Mumins. Wer nach Finnland kommt und keine der beiden Amtssprachen kann, braucht keine Angst haben, da ein Großteil der Finnen auch problemlos Englisch spricht. Einige können sogar Deutsch, da dies früher einmal die erste Fremdsprache war die an Schulen gelehrt wurde.

    Kultur

    Was in Schweden Pippi Langstrumpf ist, sind in Finnland die Mumins. Die nilpferdähnlichen Trollwesen leben im Mumital und erleben mit ihren Freunden in Büchern, Comics und im Fernsehen spannende Abendteuer. Erfunden wurde sie 1945 von der finnlandschwedischen Schriftstellerin Tove Jansson und erfreuen sich inzwischen weltweit einer großen Fangemeinde. In Naantali nah der Stadt Turku gibt es seit 1993 eine Muminwelt, wo das Mumital nachgebaut wurde und die Figuren aus den Büchern anzutreffen sind. Die niedlichen Tiere sind sogar auf Geschirr der finnischen Keramikfabrik Arabia vertreten, deren Produkte sich sowohl bei Finnen als auch bei Touristen großer Beliebtheit erfreuen und weltweit gefragt sind. Gegründet wurde Arabia 1874 in Helsinki als Tochterfirma des schwedischen Unternehmens Rörstrand im namensgebenden Stadtteil Arabianranta in Helsinki. Seit 2007 gehört es zur finnischen Design-Marke Iittala, das berühmt für seine Glasprodukte ist. 

    Finnisches Arabia Geschirr

    Der wohl wichtigste Bestanteil der finnischen Kultur ist die Sauna. Sie hilft bei der körperlichen und seelischen Reinigung und ist in so gut wie jedem Haushalt vertreten. Was für den ein oder anderen vielleicht befremdlich sein dürfte ist, dass Finnen grundsätzlich nackt in die Sauna gehen. Für sie ist das vollkommen normal und hat, da Mann und Frau oft getrennt schwitzen gehen, auch nichts sexuelles an sich. Um die Entspannung zu erhöhen wird sich während eines Saunabesuches oft mit Birkenquast leicht ausgepeitscht, was einer Massage gleich kommen soll. Die getrockneten Zweige werden in heißes Wasser gelegt, vor Gebrauch kalt abgespült und können mehrfach verwendet werden.

    Die Saune gehört in Finnland einfach dazu

    Küche

    Wenn es etwas gibt, dass Finnen genauso lieben wie ihre Saunas dann ist es Kaffee. Mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 12 Kilogramm sind sie weltweit der größte Kaffeekonsument. Im Durchschnitt trinkt jeder Finne vier Tassen am Tag und mach bis zu sechs mal „Kaffepaussi“ um das Getränk in aller Ruhe zu genießen. Anders als die Raucherpause in Deutschland ist die Kaffeepause in Finnland ein Arbeitnehmerrecht und gehört, meistens mit einem Stück Kuchen, zum täglichen Leben. Im 19. Jahrhundert, als Alkohol in Finnland zeitweise verboten war, fungierte der Kaffee als Ersatzdroge und ist seitdem das Lieblingsgetränk der Finnen.

    Finnen trinken weltweit den meisten Kaffee

    Alkohol ist in Finnland teuer, da das Land den höchsten Steuersatz für Spirituosen in der EU hat. In finnischen Supermärkten finden sich nur Getränke mit einem Alkoholgehalt unter 4,7%, die auch erst an Personen über 18 Jahre verkauft werden. Alles andere findet sich bei Alko, einer Ladenkette die in Finnland das staatliche Monopol auf den Verkauf von alkoholischen Getränken hat. Hier finden sich dann Wein, Likör und Co die, obwohl man in Finnland mit 18 volljährig ist, erst ab 20 erhältlich sind. Auch Finnlands bekanntester Wodka Finlandia ist bei Alko erhältlich, entweder in einer großen Flasche aus Glas oder in einer kleinen aus Plastik. Anders als in Deutschland, wo sich zu später Stunde an Tankstellen oder in dem ein oder anderen Supermarkt noch Spirituosen auftreiben lassen, schließt Alko seine Geschäfte wochentags um 21 Uhr, an Samstagen drei Stunden früher und hat an Sonntagen grundsätzlich geschlossen.

    Wer in Finnland Appetit auf McDonald’s bekommt wird suchen müssen, da es von der US-amerikanischen Fast-Food-Kette nur wenige Filialen gibt. Viel verbreiteter ist das finnische Pendant Hesburger die ihren Kunden ebenfalls Burger, Nuggets und Pommes anbieten. Hier gibt es aber auch glutunfreie und eine große Auswahl an vegetarischen Produkte, die alle liebevoll verpackt werden, egal ob sie zum dort essen oder zum mitnehmen sind. Die Speisekarten im Restaurant sind auf finnisch, durch ihre bunten Bilder aber für jeden verständlich. Das Personal dort spricht auch Englisch und versteht daher, wenn man anstelle eines „Juustohampurilainen“ einen „Cheeseburger“ bestellt. 

    Die allgemeine finnische Küche ist sehr naturbelassen und von schwedischen und russischen Einflüssen geprägt. Ihr Hauptbestandteil sind Kartoffeln, Brot, Fisch und Fleisch die meist mit nur wenigen Gewürzen verfeinert sind. Das wohl bekannteste Gericht sind Karelische Piroggen, die nur wenig mit den Versionen aus Polen und Russland zutun haben. In Finnland wird meist nur eine große Pirogge serviert anstatt mehrer kleinen wie es in Osteuropa meistens der Fall ist. Sie wird aus Roggenteig hergestellt, mit ungewürzten Milchreis oder Kartoffelbrei gefüllt und meistens als eine Art Brot gegessen. Andere typische Gerichte sind Kalakukko, in Brot gebackener Fisch und Mämmi, gebackener Malzpudding der traditionell zu Ostern gegessen wird. Übliche Fleischsorten sind Elch und Rentier, das, anders als in Schweden und Norwegen wo ausschließlich das Volk der Samen die Tiere halten darf, in Finnland auch von ethnischen Finnen produziert wird. Das Lieblingsessen von Carl Gustaf Emil Mannerheim, dem ehemaligen Präsidenten, war Vorschmack, kleine Fleischklöße aus Fleisch und Fisch, die gebraten oder gekocht werden.

    Karelische Piroggen

    Eine beliebte finnische Süßigkeit ist Lakritze, die die Finnen besonders kräftig und salzig mögen. Wer es ehr süß mag sollte im Supermarkt bei der Schokolade zu greifen. Die bekanntest Marke ist Fazer, die gut an ihrer blauen Verpackung zu erkennen ist. Sie gibt es in diversen Geschmacksrichtungen, von einfacher Vollmilch über verschiedene Beeren bis hin zu Früchten und Nüssen. 

    Latest Posts

    Die schönsten Videos

    Auch spannend