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    Prag: die goldene Stadt

    Die Hauptstadt der Tschechischen Republik kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken und gehört seit 1992 zu Recht zum UNESCO Weltkulturerbe. Gerade die schöne Prager Altstadt zieht jedes Jahr Millionen Besucher an, die sich am einzigartigen Charme der Stadt erfreuen.

    Die Stadt der Fensterstürze

    Die Anfänge von Prag lassen sich bis in die Altsteinzeit zurückverfolgen, als das Gebiet zu den dicht besiedeltsten in Böhmen gehörte. Zu den ersten bekannten Siedlern gehörten Kelten und germanische Markomannen; die ersten Slawen kamen im 6. Jahrhundert in die Gegend. Das Stadtrecht erhielt Prag 1230/1234 von König Wenzel I., nachdem bereits zwei Burgen die Stadt prägten, in der sich deutsche und jüdische Kaufleute niedergelassen hatten. 1348 gründete Karl IV. die erste Universität in Mitteleuropa, die bis heute seinen Namen trägt und zu einer der besten der Welt gehört. Im Geschichtsunterricht findet die Stadt an der Moldau vor allem durch den Zweiten Prager Fenstersturz Erwähnung, der 1618 den Dreißigjährigen Krieg auslöste. Fast zweihundert Jahre zuvor führte ein ähnliches Ereignis zum Anfang der Hussitenkriege um das Gebiet Böhmen und kostete dem damaligen König Wenzel das Leben. Obwohl er direkt nichts mit dem Fenstersturz zutun hatte, machte ihn die Aktion so wütend, dass er einen Schlaganfall bekam, an dessen Folgen er kurze Zeit später starb. Weniger bekannt ist der Dritte Prager Fenstersturz 1948, der keine gewalttätige Auseinandersetzung verursachte, dafür aber bis heute Fragen aufwirft. Wenige Wochen nach dem kommunistischen Umsturz wurde der tschechische Außenminister Jan Masaryk tot unter dem Badezimmerfester des Palais Czernin, dem Sitz des Außenministeriums, einzig in seinem Pyjama gekleidet, gefunden. Bis heute ist nicht geklärt, ob es Mord oder Suizid war. 

    Im 19. Jahrhundert erlebte Prag einen Aufschwung und wurde Zentrum für Künstler sowie für tschechisch- und deutschsprachige Literatur. Nach dem ersten Weltkrieg wurde Prag Hauptstadt des Tschechoslowakei und blieb, als eines der letzten Gebiete in Europa, demokratisch. 1938 marschierte die Wehrmacht in die Tschechoslowakei ein und gründete in Prag das Protektorat Böhmen und Mähren. Dessen stellvertretender Reichsprotektor Reinhard Heydrich fiel 1942 in der Stadt einem Attentat zum Opfer, das als einziges erfolgreiches Attentat auf ein Mitglied der NS-Führung gilt. Während der kommunistischen Herrschaft ging das Frühjahr 1968 als Prager Frühling in die Geschichte ein, als die Forderung nach mehr Demokratie von Truppen des Warschauer Pakts gewaltsam niedergeschlagen wurde. Einundzwanzig Jahre danach suchten Flüchtlinge aus der DDR Zuflucht in der bundesdeutschen Botschaft in Prag und erhielten am 30. September von Außenminister Hans-Dietrich Genscher die Nachricht, dass ihre Ausreise in den Westen möglich ist.

    Die Karlsbrücke

    Das bekannteste Bauwerk in Prag ist die Karlsbrücke, deren Grundstein 1357 von ihrem späteren Namensgeber Karl IV. gelegt wurde. Sie verbindet die Altstadt im Osten mit der Kleinseite im Westen und zählt heute zu einer der ältesten Brücken über die Moldau. Auf ihren über 500 Metern verteilen sich zu beiden Seiten rund 30 Statuen von Heiligen, die zwischen 1629 und 1938 entstanden sind. Anders als die Golden Gate Bridge in San Francisco oder die Tower Bridge in London, ist die 10 Meter breite Karlsbrücke nur für Fußgänger geöffnet, die von ihr den Blick auf den Fluss genießen können. Am östlichen Ende befindet sich der 1380 fertig gestellte Altstädter Brückentrum, der auf dem ersten Pfeiler der Brücke gebaut wurde. Das rund 40 Meter hohe Bauwerk kann von Innen besichtigt werden und dient regelmäßig einem historisch gekleideten Trompeter als Bühne. Auf der Westseite steht der Kleinseitner Brückenturm, der rund zehn Meter kleiner ist als sein Gegenüber und ein Stück weiter vom Flussufer entfernt steht. Er wurde 1464 in Auftrag gegeben und ist heute durch einen Torbogen mit dem älteren Turm der Judithbrücke, dem 1342 durch Hochwasser zerstörten Vorgänger der Karlsbrücke, verbunden.

    Die Karlsbrücke in Prag führt über die Moldau

    Altstadt

    Am östlichen Ufer der Moldau befindet sich die Prager Altstadt, in dessen Zentrum sich eines der wichtigsten Kulturdenkmäler des Landes befindet. Die Uhr an der Südmauer des Altstädter Rathauses gilt als Meisterwerk gotischer Technik und ist bei Touristen ein beliebtes Fotomotiv. Sie wurde 1410 vom Uhrmacher Nikolaus von Kaaden nach den Plänen des Professors für Mathematik und Astronomie an der Karls-Universität, Johannes Schindel, gebaut und im Laufe ihrer Geschichte immer wieder erweitert. Noch heute ranken sich zahlreiche Sagen um die Uhr, darunter die, dass an jedem 21. Juni 27 Adlige, die 1621 vor dem Rathaus exekutiert wurden, sich dort treffen und die Uhr beobachten. Wenn sie genau geht, soll es dem tschechischen Volk gut gehen. Wenn sie nicht genau läuft oder gar stehen bleibt, sollen schlechte Zeiten auf die Tschechen zukommen. Der östliche Eingang zur Altstadt ist der Prager Pulverturm am Platz der Republik, der im 15. Jahrhundert entstand. Wie der Name schon ahnen lässt, wurde im Inneren des 65 Meter hohen Torturms jahrhundertelang Schwarzpulver gelagert. Ursprünglich war er Teil der Befestigung des ehemaligen Königshofes und Start der Königsweges. Dieser gehörte zur Krönungsprozession und führte bis zur Prager Burg auf der anderen Flussseite. 

    Die Uhr am Alten Rathaus

    Ein Stück nördlich des Altstädter Rings befindet sich der Alte Jüdische Friedhof, den Männer und Jungen nur mit einer Kippa betreten dürfen. Er liegt im ehemaligen jüdischen Viertel der Altstadt und beherbergt auf einem Hektar Fläche über 12.000 Grabsteine und die Gebeine von ungefähr 100.000 Menschen. Direkt neben dem Friedhof befindet sich das Jüdische Museum, welches jedes Jahr von über einer halben Million Menschen besucht wird. Nachdem zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Zuge der Rekonstruktion der jüdischen Gemeinde in Prag Synagogen abgerissen wurden, entstand 1906 ein Museum, das deren Kulturgegenstände erhalten sollte. 1943 eröffneten die SS, nach vierjähriger Schließung, das Jüdische Zentralmuseum, in dem vier Ausstellungen rund um das jüdische Leben stattfanden. Bereits im Sommer zwei Jahre danach fand in dem vollständig erhaltenden Museum die erste Ausstellung nach dem Zweiten Weltkrieg statt.

    Südlich der Altstadt, direkt am Ufer der Moldau steht das Tanzende Haus, ein 1996 fertiggestelltes Bürogebäude, das lange für Diskussion sorgte. Während einige der Meinung waren, es würde das Stadtbild zerstören, lobten andere die moderne Architektur, die in Prag kaum vorhanden ist. Inzwischen müsste sich ein Großteil der Tschechen mit dem Haus abgefunden haben, da es laut einer Umfrage zu den fünf besten Gebäude des Landes gehört. Da es an eine Tänzerin erinnert, die sich an ihren Partner schmiegt, werden die beiden hervorstechenden Elemente, in Anlehnung an Ginger Rogers und Fred Astaire mit ihrem Stepptanz, Ginger und Fred genannt.

    Das Tanzende Haus

    Kleinseite

    Am anderen Ufer der Karlsbrücke im Westen der Stadt liegt die Kleinseite, die von der Prager Burg geprägt wird. Sie ist das größte geschlossene Burgareal der Welt und wurde bereits im 9. Jahrhundert gegründet. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie immer wieder erweitert und beherbergt heute unter anderem die St. George’s Basilika, den Mrákotíner Monolith und eine Galerie mit Werken von Rubens, Zizian und weiteren Künstlern. Seit ihrer Gründung war sie Sitz von zahlreichen böhmischen Königen und ist heute Amtssitz des tschechischen Präsidenten. Besonders beliebt bei Touristen ist das Goldene Gässchen, in dem früher Alchimisten gewirkt haben sollen. Durch sie hat Prag unter anderem auch seinen Beinamen „die goldene Stadt“ erhalten. Zu den berühmtesten Bewohnern des Goldenen Gässchens zählt Franz Kafka, der 1916 bis 1917 in Haus Nr. 22 lebte und arbeitete. Im Veistdom, der inmitten des Burgareals liegt, endete der am Pulverturm begonnene Königsweg, da dort die Krönungen stattfanden. Die Anweisung für den Bau gab Karl IV. 1344, sieben Monate nachdem Prag zum Erzbistum erhoben wurden. Heute ist der Dom eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten, da er nicht nur ein beeindruckendes Innenleben zu bieten hat, sondern auch Ruhestätte zahlreicher böhmischer Könige ist.

    Die Prager Burg

    Museen und Freizeit

    Die Geschichte von Prag lässt sich nicht nur durch historische Gebäude erleben, sondern auch in zahlreichen Museen. Das führende von ihnen ist das 1818 gegründete Nationalmuseum, das seinen Besuchern die Kultur- und Naturgeschichte Tschechiens nahe bringt. Für Nostalgiefreunde gibt es das Museum des Kommunismus, in dem Stücke der jüngeren Geschichte ausgestellt sind. Auch dem Schriftsteller Franz Kafka ist am westlichen Ufer der Moldau ein Museum gewidmet, das sein Leben und Schaffen in der Stadt zeigt. Für Empörung bei den städtischen Behörden sorgte das 2002 eröffnete Erotikmuseum, das sich nahe dem Altstädter Ring befindet und erst Besucher über 18 Jahren zulässt. Man befürchtete, Touristen würden einen falschen Eindruck von Prag bekommen, was dem Museum zu öffentlicher Aufmerksamkeit und höheren Besucherzahlen verhalf. Wer mit Kindern in Prag unterwegs ist, geht lieber in den Zoo der sich im Stadtteil Troja befindet. Er beherbergt 681 verschiedene Tierarten auf einer Fläche von 58 Hektar, die sich teilweise auf einem Berg befinden. Wer diesen nicht zu Fuß erklimmen möchte, nutzt die Seilbahn die von einer Ebene des Geländes zur anderen führt. Obwohl Prag nicht am Meer liegt, hat die Stadt neben mehreren Schwimmbädern und Badeseen für kleine und große Wasserratten den Aquapalace zu bieten. Der Wasserpark ist der größte in Mitteleuropa und bietet mit seinen 12 Wasserrutschen, einem Wellnessbereich und Tauchklippen Spaß für die ganze Familie. 

    Das Nationalmuseum

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